Werden die SW-Romane ernster?

Diskussionen rund um die flache Welt.
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Tortoise

Beitrag von Tortoise »

Hallo!
Mein letztes Buch war "Die Nachtwächter", und dabei hat sich ein Gefühl eingeschlichen: Kann es sein, dass TP etwas ernsthafter in seinen Büchern wird? Wenn man z.B. die Rincewind-Bücher vom Anfang nimmt und damit "Maurice" oder eben "Die Nachtwächter" vergleicht, finde ich schon, dass der "berühmte Ankh-Morpork-Humor" etwas weniger geworden ist, der Tenor und die Thematik etwas ernster; es gibt auch nicht mehr so viele Fußnoten, die waren ja sonst immer der Brüller. Könnt Ihr meinen Eindruck bestätigen? Und wenn ja: Warum ist das wohl so (könnte es sein, dass auch ein TP im Alter weiser und leiser wird?)?
[ Diese Nachricht wurde geändert von: Tortoise am 19.10.2005 um 07:13 ]
Daemon Llanddcairfyn

Beitrag von Daemon Llanddcairfyn »

Hi.

Habe heute Nacht bei 'Thud!' das Selbe gedacht. Gerade Mumm wird von Mal zu Mal nachdenklicher, das wurde ja schon in 'Nachtwächter' schlimmer. Und die Granny Achings Zwischenszenen in 'Wee Free Men' sind auch nicht zum totlachen.
Dennoch sticht der Humor gerade in den Dialogen immer noch raus und ist nicht verschwunden.

Und 'Thud!' ist voller Fußnoten ;o)
Der Quästor

Beitrag von Der Quästor »

Ich fand "Thud!" eigentlich - trotz der düsteren Grundstimmung - deutlich lustiger als die drei Bücher zuvor (NW, MR, GP). Trotzdem stimmt es natürlich, dass Terry "leiser" wird. Er hat in der Vergangenheit in Interviews auch schon häufig angegündigt, dass zukünftige Romane deutlich weniger "Schenkelklopfer" aufweisen werden.
Letztlich definiert sich die Qualität eines Pratchetts aber doch nicht ausschließlich über die Anzahl der darin enthaltenen Witze und Fußnoten, oder? :wink:
Tortoise

Beitrag von Tortoise »

Nunja, das war ja auch nur als ein Beispiel gedacht... man könnte das mit den Fußnoten ja auch dahingehend deuten, dass er weniger "Nebenbei-Informationen" liefert, die nicht konkret etwas mit der Handlung zu tun haben, sondern sich mehr auf die jeweilige Situation konzentriert - was allerdings zur Folge hat, dass er weniger "Kolorit" bietet.
Ich glaube, auch der reale Hintergrund der Geschichten wird "ernsthafter", bei Nightwatch etwa scheint ja ein (meiner Meinung nach typisch britisches - Mohnblumen und so) Verhalten der Veteranenehrung dahinterzustehen, gepaart mit konkreten Umständen, die man anprangern kann (Folterkammer, Kadergehorsam, missverstandenes Ehrgefühl, Rassismus etc.), wohingegen z.B. bei Interesting Times, wo es ja auch um Politik und Revolution geht, der Grundtenor doch ein etwas ... absurderer/komischerer ist, es mehr überzeichnet ist. Und es sterben auch nicht ganz so viele Leute.
[ Diese Nachricht wurde geändert von: Tortoise am 19.10.2005 um 14:24 ]
anybody

Beitrag von anybody »

ich habe auch den Eindruck sie werden tiefer/ernster/leiser/reifer - deshalb aber nicht weniger witzig!
lady_von_Ankh

Beitrag von lady_von_Ankh »

Ich denke auch nicht das ein etwas ernsthafterer Schreibstil schlimm wäre..
die Erzählweise bleibt ja trotzdem noch dieselbe, außerdem kann ich dann endlich mal im Deutschunterricht Terrys Bücher vorstellen..bisher durfte ich das nicht, weil sie einen zu hohen Anteil an Humor haben..mein Deutschlehrer spinnt
anybody

Beitrag von anybody »

[quote]
lady_von_Ankh schrieb am 20.10.2005 um 19:23 :
Ich denke auch nicht das ein etwas ernsthafterer Schreibstil schlimm wäre..
die Erzählweise bleibt ja trotzdem noch dieselbe, außerdem kann ich dann endlich mal im Deutschunterricht Terrys Bücher vorstellen..bisher durfte ich das nicht, weil sie einen zu hohen Anteil an Humor haben..mein Deutschlehrer spinnt
[/quote]

[quote]Ich reihe Pratchett in die großen gesellschaftskritischen Erzähler wie Böll, Heinrich Heine, Schiller ein (das ist mein voller Ernst!), der dieser Welt mit der "Scheibe" einen Spiegel vorhält - und dabei fantastische Elemente benutzt.[/quote]

Das habe ich gerade in einem anderen thread geschrieben - "Ab die Post" ist für diese Meinung das beste Beispiel, das mir gerade einfällt (aber auch das ältere "Schweinsgalopp" paßt dazu
PRIME_BBCODE_SPOILER_SHOW PRIME_BBCODE_SPOILER: Schweinsgalopp
es beschäftigt sich mit dem Chaos des Lebens, mit Sinn und "Fairness" von Weihnachten und dem Glauben der Menschen an personifizierte "Ursachen" von Ereignissen (z.B. einen Kobold der Socken aus der Wäsche stiehlt und frißt - dieser ist ja genau so "logisch" wie ein Gott, der das Schicksal jedes Menschen lenkt)
Es kommt eben nur darauf an, Pratchetts oft witzige Analogien in den richtigen Rahmen zu setzen. Was habt ihr denn für einen humorlosen Lehrer ??? TSTSTS



[ Diese Nachricht wurde geändert von: anybody am 21.10.2005 um 17:13 ]
lady_von_Ankh

Beitrag von lady_von_Ankh »

oh ich weiß..es war vor allem unfair weil ein Mädchen aus meiner Klasse allen Ernstes das Buch "Verliebt auf Wolke sieben" nehmen durfte...ich denke, dieser Titel sagt genug aus, oder? :)
Aber egal, zurück zum Thema.
Ich hab meine Meinung zwar eigentlich schon gesagt, aber ich finde auch, dass man Terrys Bücher keineswegs als albern oder schlimmer bezeichnen kann. Der Humor ist wohl nur zu hintergründig für manche der Spezies Homo Sapiens :)
Mir gefällt sein Schreibstil im Moment schon und das wird sich auch nie ändern, egal was er tut! :)
Daemon Llanddcairfyn

Beitrag von Daemon Llanddcairfyn »

Den Titel "Spiegel der Welten" hat die Scheibenwelt aber schon in den frühen Büchern, oder?
Lord Lumpi

Beitrag von Lord Lumpi »

Also ich bin zwar voll und ganz der Meinung dass die Bücher ernster werden, aber ich würde es nicht als Qualitätsverlust sehen. Im Gegenteil. Mal ganz davon abgesehen dass das Cover nicht mehr so ein pseudo-abgedrehtes Etwas ist (trotzdem: RIP, Kidby), ist der Schreibstil viel ausgeglichener. Thud! habe ich noch nicht gelesen, aber Die Nachtwächter ist ganz eindeutig mein Lieblingsbuch von Terry.
Damien G. Bleicht

Beitrag von Damien G. Bleicht »

[quote]
RIP, Kidby
[/quote]
Mal wieder der altbekannte Schreibfehler. Du meintest wohl kirby ;)
Lord Lumpi

Beitrag von Lord Lumpi »

Hahaha. Der Typ nannte sich doch nur Kirby.
Rhiannon

Beitrag von Rhiannon »

Kirby und Kidby sind zwei völlig verschiedene Personen. Kirby, also der mit den "abgedrehten" Bildern, ist bereits tot, Kidby, der mit etwas realistischeren Bildern :wink: , lebt noch.
Lord Lumpi

Beitrag von Lord Lumpi »

Was???...
anybody

Beitrag von anybody »

[quote]
Lord Lumpi schrieb am 11.11.2005 um 22:36 :
Also ich bin zwar voll und ganz der Meinung dass die Bücher ernster werden, aber ich würde es nicht als Qualitätsverlust sehen. Im Gegenteil. ... aber Die Nachtwächter ist ganz eindeutig mein Lieblingsbuch von Terry.
[/quote]

Das finde ich gut, daß dies dein Favorit ist (ist auch einer meiner) und das in deinem judendlichen Alter. Ich hätte eher gedacht, die Jüngeren unter den TP Fans lieben die Rincewind-Geschichten, naja eben eher die lustigen als die ernsten. Kann man mal wieder sehen, wie sehrdie eigenen Vorstellungen von der Realität abweichen konnen.
Lord Lumpi

Beitrag von Lord Lumpi »

Auch wenn mein Avatar eine andere Sprache spricht: Ich habe erst vor kurzem mein erstes Rincewind-Buch gelesen (Echt zauberhaft - Interesting times), da ich die davor bewusst gemieden hatte. Schätze mal, die alten sind mir zu abgedreht, aber Truhe ist Kult!

[ Diese Nachricht wurde geändert von: Lord Lumpi am 14.11.2005 um 06:29 ]
Teddykrieger

Beitrag von Teddykrieger »

Ich denke, gerade was die Fußnoten angeht, so hat Terry das in den ersten Werken öfters eingebracht, weil er eine völlig neue Welt vorstellte. Es gab soviel zu zeigen und zu erklären, dass der Roman an sich oft nicht ausreichte. Nach und nach begannen gerade die Fußnoten sich einer wachsenden beliebtheit zu erfreuen, doch das Universum der Scheibenwelt ist gewachsen. Wir blicken indessen auf zahlreiche Bücher zurück und es gibt weniger, was heute noch erklärt werden müsste. Der Reiz des Ganzen, die Ironie, der Witz, sind dadurch nicht verschwunden, aber vielleicht feiner und präziser geworden.
BlackDead

Beitrag von BlackDead »

Ich persönlich bergrüße es ja auch das die Scheibenwelt-Romane ernster
werden. Das passt sich gut an die heutige Zeit an.
[ Diese Nachricht wurde geändert von: BlackDead am 11.01.2006 um 07:48 ]
Abby

Beitrag von Abby »

Ich finde auch das sie nachdenklicher werden, jedoch bin ich der Meinung das dies sehr positiv ist. Denn obwohl es dazwischen ernster ist gibt es dennoch viel zu lachen, bzw. hält sich das Gleichgewicht doch sehr gut.

Und ich muss sagen das ich bei den Nachtwächtern (obwohl das mein erstes Wache Buch war) dazwischen schon sehr lachen musste, aber auch die Spannung nicht fehlte. Wie gesagt ich fand es schön im Einklang miteinander.
Vlad

Beitrag von Vlad »

"Die Nachtwächter" ist wirklich eines der ernsteren Bücher (auch mein Lieblingsbuch).Aber meiner Meinung ist "Ab die Post" weniger ernst,obwohl es nach NW kommt
Alter Vincent

Beitrag von Alter Vincent »

Ich finde es auch nicht schade das der Schreibstiel TP`s ernster wird. Als ich 16 oder so war hab die Rincewind/Morporkromane verschlungen und hätte wohl kaum gefallen an Büchern wie Nachtwächter oder Tiffany gefunden. Aber fast 10 Jahre später weis man dann irgendwie den , wie soll ichs beschreiben, dezenteren, etwas versteckten, Hintergründigen Humor mit ner Priese Pschykologie dann doch zu schätzen.
(was nicht heißt das ich beim Lesen der alten Romane nicht immer noch in prustendes Gelächter ausbrech wenn ich gewisse Zeilen oder wirre Fußnoten lese)

Ist auch interressant einfach nochmal die kompletten Bücher in der richtigen Reihenfolge durchzulesen und zu beobachten wie sich TP`s Stiel im Laufe der Zeit verändert hat.
[ Diese Nachricht wurde geändert von: Alter Vincent am 08.02.2006 um 15:29 ]
Sumpfdrache

Beitrag von Sumpfdrache »

Genau das denke ich auch. Wenn man bestimmte Zyklen in der richtigen Chronologie liest, dann fällt einem sofort auf, das der Humor nicht verschwindet, sich aber besser versteckt. Und ich empfinde das als recht angenehm, NW konnte man sehr gut lesen (wie einen spannenden Thriller) und trotzdem immer wieder schmunzeln. Ich kann nur sagen weiter so!
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