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Siebter Abschnitt: etwa S. 57 - 63

Verfasst: Montag 28. Januar 2013, 19:26
von TheLibrarian
Nachdem die Sache zuletzt etwas eingeschlafen ist, mach ich dann mal weiter:
There will be a sign, thought Vorbis. (TP, S. 63 (schwarze Ausgabe))
Es wird ein Zeichen geben, dachte Vorbis. (AB, S. 57)
Es wird ein Zeichen geben, dachte Vorbis. (GJ, S. 57)
bis
Otherwise no one would believe. (TP, S. 69)
Damit die Leute glaubten. (AB, S. 63)
Andernfalls würde es niemand glauben. (GJ, S. 64)

Re: Siebter Abschnitt: etwa S. 57 - 63

Verfasst: Samstag 2. Februar 2013, 09:42
von Tod
Das erste, was mir bisher aufgefallen ist, und ich unpassend fand, war bei GJ gleich zu beginn, als Vorbis auf Om herabschaut und ihn "böse anfunkelt". Bei TP steht nur "stare" und bei AB wird daraus "beobachten". "Böse" passt einfach nicht zur Vorbis, der ja mehr "interssiert" ist.

Re: Siebter Abschnitt: etwa S. 57 - 63

Verfasst: Donnerstag 7. Februar 2013, 21:43
von Tod
AB hat bei der Stelle mit dem Adler dafür wieder etwas dazu erfunden, nämlich die explizite Absicht des Zerschellens.

Re: Siebter Abschnitt: etwa S. 57 - 63

Verfasst: Sonntag 17. Februar 2013, 13:22
von TheLibrarian
Ich habe mich gestern mal hingesetzt und an den entsprechenden Stellen bunte Klebezettelchen angebracht. Die meisten sind (oh Wunder) bei AB gelandet. (Ich hatte erst überlegt, ob ich die zugehörigen Stellen bei Pratchett auch markieren soll, habe es dann aber schnell wieder sein gelassen, damit ich für die nächsten Abschnitte noch Zettelchen habe.) Unterstrichen ist jeweils die ungenauere Übersetzung.

TP: Insofar as Vorbis got any pleasure in life, at least in any way that could be recognized by a normal human being, it was in seeing the faces of humble members of the clergy as they rounded a corner and found themselves face-to-chin with Deacon Vorbis of the Quisition.
AB: Wenn Vorbis überhaupt imstande war, an irgend etwas Freude zu finden - und hier ist die Art von Freude gemeint die normalen Menschen nicht zu seltsam erscheint - so bestand sie darin, Gesichter zu sehen. Insbesondere die Gesichter von Leuten, die um eine Ecke bogen und sich ganz plötzlich dem Diakon der Quisition gegenübersahen.
GJ: Falls Vorbis überhaupt Freude im Leben empfand - zumindest die Art von Freude, die von normalen menschlichen Wesen als solche akzeptiert würde -, dann war es beim Anblick der Mienen demütiger Angehöriger der Geistlichkeit. Und zwar in dem Moment, wenn sie um eine Ecke bogen und sich unvermittelt dem spitzen Kinn des Diakon Vorbis der Quisition gegenübersahen.
Kommentar: Bei AB fällt mir nichtmal ein passender Vergleich ein, was er dort mit dem Satz anstellt ... Zu GJ: Ist vielleicht ein bisschen Korinthenkackerei, aber Pons schlägt mir für recognize erkennen, anerkennen vor - letzteres hätte ich an der Stelle auch ein wenig passender gefunden, weil dort noch mehr drinsteckt, dass seine Freude auch überhaupt als solche erkannt wird (und nicht als Sadismus o.ä.).

TP: But the second or two of reflection had made him walk past a turning and, instead, he stepped out into the sunshine.
AB: Während der wenigen Sekunden, in denen er darüber sinniert hatte, setzten die Beine des Diakons den Weg fort, trugen ihn an einer Abzweigung vorbei und ... nach draußen, in den hellen Sonnenschein.
GJ: Aber während der ein, zwei Sekunden, in denen er überlegte, war er an einer Abzweigung vorbeigeschritten und trat jetzt unerwartet hinaus in den Sonnenschein.
Kommentar: Warum einfach, wenn's auch umständlich geht, nicht wahr, Andi?

TP: In the normal way, Vorbis would have noted an approved this efficient use of space, ...
AB: Normalerweise hätte Vorbis die gutes Nutzung dieses Ortes zu schätzen gewusst, aber diesmal galt sein Interesse nicht in erster Linie den landwirtschaftlichen Elementen des Gemüsegartens, ...
GJ: Normalerweise hätte Vorbis diese kluge Nutzung einer brachliegenden Fläche wohlwollend zur Kenntnis genommen, ...
Kommentar: AB erfindet mal wieder einen Halbsatz dazu.

TP: 'How very strange,' said Vorbis.
AB: "Sonderbar", sagte der Diakon.
GJ: "Wie überaus seltsam", sagte Vorbis.
Kommentar: Fällt wieder unter den Punkt Korinthenkackerei, aber GJ zeigt halt, dass es besser geht.

TP: After a moment's thougt he took a couple of pebbles from one of the vegetable beds and wedged them under the shell so that the creature's movement wouldn't tip it over.
AB: Er überlegte kurz, sammelte einige Steine und schob sie unter den Panzer. Das Tier war jetzt mit dem Bauch zum Himmel festgesetzt.
GJ: Er überlegte kurz, hob ein paar Kieselsteine auf und klemmte sie so unter den Panzer, dass sich die kleine Kreatur nicht durch ihre Bewegungen wieder auf die andere Seite drehen konnte.
Kommentar: Same here.

TP: 'No,' he said. 'He tries. We're sure he tries. He does not seem to be able to make the ... he cannot fathom the link between the sound and the letters.'
AB: "Nein", entgegnete er schließlich. "Er gibt sich Mühe. Da sind wir ganz sicher. Aber offenbar schafft er es nicht , irgendwelche Verbindungen zwischen ... Lauten und Buchstaben zu erkennen."
GJ: "Nein", sagte er, "er gibt sich große Mühe. Aber es gelingt ihm einfach nicht, die ... Er kann keine Verbindung zwischen den Lauten und den Buchstaben herstellen."
Kommentar: Auslassung bei beiden.

TP: 'Cannot read and write,' said Vorbis. 'But extremely loyal, you say?'
'Loyal and devout,' said Nhumrod.
AB: "Er kann nicht lesen und schreiben", sagte der Exquisitor. "Aber er ist sehr gehorsam und zuverlässig?"
"Noch gehorsamer und zuverlässiger kann man kaum sein", erwiderte Nhumrod.

GJ: "Kann weder lesen noch schreiben?", fragte er. "Ist aber extrem zuverlässig, sagst du?"
"Zuverlässig und fromm", bestätigte Nhumrod.
Kommentar: AB nimmt sich mal wieder einige Freiheiten heraus ...

TP: 'Yes, lord?'
'For, I suspect, the Great God Om moves in mysterious ways.'
AB: [fehlt]
GJ: "Ja, Eure Eminenz."
"Denn ich bin überzeugt davon, dass der Große Gott Om auf verschlungenen Pfaden wandelt."
Kommentar: Einfach mal eben zwei Sätze wegfallen lassen, aus denen die Pläne Vorbis' schon hervorklingen? Kein Problem.

TP: A whole place built of rocks on a rock in a rocky place, ...
AB: Hier gab es weit und breit nichts als Felsen, ...
GJ: Ein gewaltiger Gebäudekomplex aus Steinen, erbaut auf einem Stein inmitten einer steinigen Landschaft, ...
Kommentar: Bei AB geht die "Steinigkeit" verloren.

TP: Odd, that. Made you wonder, if it wasn't some kind of divine providence, except that you were divine providence ... and on your back, getting hotter, preparing to die ...
AB: Seltsam. Angesichts solcher Zufälle fragte man sich, ob nicht göttliche Vorsehung im Spiel war. Allerdings: Als Gott bestimmte man selbst über die göttliche Vorsehung ...
Om lag weiter auf dem Rücken, gnadenloser Hitze und damit dem Tod ausgesetzt ...

GJ: Schon eigenartig. Da fragte man sich, ob es nicht doch so etwas wie göttliche Vorhersehung gab, bloß dass man selbst die göttliche Vorhersehung war ... und außerdem auf dem Rücken lag, weiterhin vor sich hinköchelte und sich ernsthaft auf den eigenen Tod vorbereiten sollte ...
Kommentar: Mit Genauigkeit bei der Übersetzung scheint AB es echt nicht zu haben.

TP: One day. In front of the Temple. Otherwise no one would believe.
AB: Irgendwann. Vor dem Tempel. Damit ihn alle sterben sahen. Damit die Leute glaubten.
GJ: Eines Tages. Direkt vor dem Tempel. Andernfalls würde es niemand glauben.
Kommentar: Ich finde ja, Pratchett hat deutlich genug gemacht, dass es um die öffentliche Darstellung von Vorbis' Tod geht. AB scheint da anderer Meinung zu sein und erfindet schnell noch einen Satz dazu. Der letzte Satz ist dann wieder Korinthenkackerei, aber GJ übernimmt nicht nur den Sinn, sondern auch die Form (was an der Stelle ja nicht schwer ist).

Re: Siebter Abschnitt: etwa S. 57 - 63

Verfasst: Montag 18. Februar 2013, 13:32
von Dr.Wednesday
Oha, da hast du dir ja viel Mühe gemacht, Librarian.
Zum Glück komme ich bei den angeführten Vergleichen ja ziemlich gut weg - puuh, schluck :P

Deine Herangehensweise bringt mich wieder darauf, dass ich euch zu diesem ÜB-Fred seit geraumer Zeit vorschlagen wollte, noch einmal anders an den Vergleich von Original und Fälschung, äh, Übersetzung heranzugehen.

Es scheint ja inzwischen ein bisschen die Luft raus zu sein (liegt vielleicht auch am Semesterendspurtstress einiger Kombattanten), aber was ich sagen wollte:
Nachdem ihr über 60 Seiten verglichen habt, ist es vielleicht müßig, weiterhin nach einzelnden Vokabeln/Wortvergleichen zu klauben (die grobe Linie dürfte klar sein), sondern die bereits gelesenen Seiten ein zweites Mal durchzulesen, und diesmal auf den allgemeinen, übergreifenden Eindruck zu achten/hören/lauschen: wie klingen die beiden Varianten, wie fühlt sich das an, wie holprig/sperrig bzw. glatt/elegant/angenehm lesen sich die Sätze? Wie im Vergleich zum Original? Also eher: how German is it? Wie passen Stil, Sprachebene, Sprachfluss etc. zum Original?

Das ist wahrscheinlich schwieriger festzumachen als der Nachweis, ob AB oder GJ hier oder dort einen falschen Ausdruck erwischt haben, aber vielleicht kann man es irgendwie "erspüren". (Teilweise gingen eure Vergleiche ja schon in diese Richtung, s.o.) So ein Erspüren ist bis zu einem gewissen Grad natürlich Geschmacksache (bzw. vorhandes oder mangelndes Sprachgefühl) ... Ich finde halt, dass eine Übersetzung insgesamt klingen muss (und dabei wenn möglich den Ton des Originals treffen), und dass meinen Pratchett-Varianten gelegentlich "Holprigkeit" bis "geht ja gar nicht" vorgeworfen wird, wurmt mich natürlich besonders ...

Ist nur ein Vorschlag, muss ja keiner ...

Ich musste zwischenzeitig die "Men at Arms" halbfertig beiseite legen und mich auf den "Compleat City Guide" stürzen, was sich als ziemliche Sisyphus-Arbeit erweist, bei den Hunderten und Tausenden von Kneipen-, Geschäfts- und Straßennamen etc. Das alles natürlich ziemlich schnell und hier und da auch noch kreativ/originell/witzisch ... obendrein gleiche ich alle Einträge erst mal mit der seinerzeit von AB begonnenen Eigennamen-Datei und auch mit dem DiscWiki ab.
Dazu vielleicht mehr in einem anderen Fred, könnte sein, dass ich noch die eine oder andere Frage habe.

So, jetzt aber weiter im Text,
mit Grüßen in die Runde,
Gerald Wednesday