Vorneweg, ich habs gekauft, gelesen, nochmals gelesen, weggelegt und fand es furchtbar.
* Geschichte:
- Die Idee, eine Dampfmaschine und darauf aufbauend einen Zug zu erfinden ist gut und Interessant. Für Pratchett als Engländer natürlich sehr nahe liegend. Das Potential das in der Idee steckt wurde imho jedoch nicht ausgeschöpft. An manchen stellen springt der Handlungsablauf vorwärts, an manchen hat er längen, Es gibt Nebenstränge, die ins nichts führen. Motivationen, warum manche Figuren agieren, wie sie es tun, werden schlecht ausgeführt. Und es macht den Eindruck, dass sich der Bau der Eisenbahn eher an der amerikanischen Geschichte orientiert, als an der Englischen. Letzteres ist per se nicht negativ, hat mich nur verwundert. Negativ empfand ich, dass sich Charaktere von Figuren geändert haben. Mumm, Vetinari usw... Und das nicht zum besseren. Vetinari ist nicht mehr zynisch, Mumm nicht mehr sarkastisch. Beide eher betulich und übertrieben-betont moralisch.
- Es zeichnete sich bereits sein längerer Zeit eine Entwicklung des Schreibstils ab. Das mag Pratchetts Erfahrung geschuldet sein, oder evtl. auch seiner Erkrankung. Bei diesem Buch empfinde ich es jedoch als massiven Bruch. Früher wurde die Geschichte mittels Dialogen und Beschreibung der Handlungen der Protagonisten vorangetrieben. Es entstand beim durch_ lesen von alleine, dass Vetinari zynisch, ironisch usw. ist. In diesem Buch, wird hingeschrieben, dass der Vetinari fei ironisch ist. Die Dialoge werden nicht mehr benutzt um die Kontur einer Figur zu schärfen und diese beim Leser entsteht, sondern es wird einem Vorgekaut.Bei Mumm ist es ähnlich (siehe Verhöre der zwei Zwerge im Zug) Für mich ist ein Kriterium für einen schlechten oder guten Schreiber, ob er das Profil seiner Figuren direkt hinschreibt oder ob er die Figur mittels Dialogen und Handlungsbeschreibungen zum leben erweckt. So gesehen, wurde das Buch von einem schlechten Schreiber geschrieben, wer immer das war.
- Ja das übliche. Jung wird ja viel gescholten. Manchmal auch zu unrecht. Für dämliche Buchtitel und Schachtelsätze aus dem Orginal kann er nix für. Mich haben die Namensänderungen aufgestoßen. Frau Liebherzs Spitzname ist nun plötzlich Spackes statt Spikes. Spackes hat in Deutsch eine eher negative Konation ala Spacken. Kommt das vom Original?
Die Grags sind wohl diejenigen, die im 5 Elefanten Klopfmänner genannt werden. Es gibt in diesem Buch auch ein paar Anspielungen auf deren Arbeit, ist aber nur verständlich wenn man den 5. El. gelesen hat. Grag kommt da nur in der Form von "hr’grag", das zwergische Wort für dreißig vor. Oder ist das ein Problem des Originals?
Richtig gestolpert beim lesen bin ich über die Abkürzung "Feld" von Feldwebel. Klar es kommt vom Original "Serg" als Abkürzung von Sergant. Aber im englischen ist das üblich und richtig. Ins deutsche übertragen stolpert man darüber und empfindet es als schlechtes Deutsch. Da hat mir die Lösung mit dem Vornamen "Fred" von Brandhorst besser gefallen.
Nach meinen empfinden lesen sich die von Jung übersetzten Bücher nicht mehr so flüssig wie die früheren und das Deutsch wirkt aufgesetzt und bemüht. Ob das allein am Übersetzer liegt, kann ich so nicht sagen. Die von Jung übersetzte Trilogie "Bartimäus" wirkte auf mich nicht so.
- Der dt. Titel ist unter aller Sau. Das Titelbild eben so. Irgendwo hab ich mal gelesen, dass mit Aufmachung und (Neu)übersetzung versucht wird ein breiteres anspruchsvolleres Publikum zu erreichen. Ein breiteres Publikum mag sein. Imho aber eher ein anspruchsloseres.
Am Buchende werden die Neuübersetzungen als Preisgekrönt bezeichnet. Hat denn eine Neuübersetzung einen Preis bekommen? Oder nur einer der neuen Übersetzer einen Preis für irgend eine Übersetzung bekommen? Klingt für mich etwas nach Werbelüge vom Verlag.