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Verfasst: Samstag 1. Oktober 2005, 16:25
von Steven
Terry Pratchett ist kein Fantasyautor!

Bevor ihr mich lyncht und hochkantig hinauswerft, gebt mir doch bitte die Gelegenheit meine These zuerläutern.

Also, kurze Frage: Was ist Fantasy?

Fantasy ist ein Genre, das sich mit Märchenwelten, Fabelwesen und fantastischen Ereignissen befasst.

Ich gebe gern zu, dass ich es mir mit dieser Antwort sehr einfach gemacht hab. Ich weiß, dass in Fantasy noch viel mehr steckt und dass es für einige Menschen zu einer wahren Religion geworden ist. Doch wenn ich noch weiter aushole, würde ich wahrscheinlich meine ursprüngliche Aussage vergessen. Darum schnell wieder zurück!

Was würde aber passieren, wenn man all diese Fantasyelemente, die Magie, die Krieger in schimmernder Rüstung, die bizarren Bestien und übernatürlichen Erscheinungen aus einer Fantasygeschichte entfernen und sie durch alltägliche Charaktere und gewöhnliche Dinge ersetzen würde?

Praktisch jede Handlung eines Fantasyromans würde unweigerlich zusammenbrechen.

Was wäre Frodo ohne den Ring der Macht? Doch nur ein kleinwüchsiger Harz4empfänger mit stark behaarten Füßen, der nie seinen Arsch vom Sofa bekommt. Wenn Drizzt Do?Urden hier in Deutschland lebte, wäre er mit Sicherheit kein unbesiegbarer Kämpfer für das Gute. Den einzigen Kampf, den er hier führen würde, wäre der, nicht in sein Heimatland abgeschoben zu werden. Und der gute Harry Potter hätte bei seiner faschistischen Pflegefamilie wahrscheinlich schon längst Selbstmord begangen (Damit hätte er uns einiges erspart.).
Ich hab jetzt schon eine ganze Menge gelesen. Gute Fantasybücher und Schlechte. Darkfantasy, große Klassiker, Horror und einige Sachen, die bestenfalls als Kinderbücher durchgehen. Aber nie hätte eine Handlung bestehen können, ohne die bekannten tragenden Fantasyelemente.

Bis auf die Geschichten von Terry Pratchett.

Natürlich trifft das nicht auf alle seine Bücher zu. Es gibt etliche Scheibenweltromane, die ohne Hexen, Zauberer und Drachen nicht auskommen würden. Aber ich möchte behaupten, dass es eben so viele gibt, die das durchaus schaffen könnten.

Zum Beispiel: Einfach göttlich! ( Dort setzt sich Pratchett unteranderem mit den Dogmen der katholischen Kirche auseinander und reduziert den Heiligen Geist auf eine Banalität. ) oder Die volle Wahrheit, Die Nachtwache und natürlich Ab die Post ( Jetzt mal ehrlich. Betrüger werden vom Staat zu leitenden Beamten gemacht. Das ist doch Sarkasmus pur! )

Viele Dinge der Scheibenwelt könnte man problemlos in unsere Welt transportieren. Ankh-Morpork würde dann wahrscheinlich zu einer bunten Mischung unserer größten Metropolen werden. Die Zwillingsstadt ist meiner Meinung nach eine brillante Karikatur der Großstadt im Einzelnen und Londons im Besonderen. Auch die Unsichtbare Universität würde den Umzug gut überstehen. In praktisch allen Unis geht es doch auf dem Campus
genauso zu, wie bei den Zaubberern zur Mittagszeit! Die Gilden werden zu Gewerkschaften und die vielen unterschiedlichen Rassen der Scheibenwelt zu ethnischen Gruppen.

Wenn Pratchett also die Scheibenwelt nur als Deckmantel benutzt um seine Geschichten auszuschmücken, politisch korrekter und lesefreundlicher zu machen, ist das dann wirklich noch Fantasy?

Fantasy muss sich doch selbst erschaffen, sich selbst tragen und selbst zerstören können. Aber wenn dann noch soviel übrig ist, das man immer noch eine Geschichte erzählen kann, wozu braucht man dann all den Sternenstaub?

Damit wir uns richtig verstehen, Terry Pratchett ist einer der großartigsten Humoristen unserer Zeit und ich bin sein größter Fan ( JA GENAU!!! ). Aber reicht das, um ihn in eine Reihe mit Tolkien, Le Guin und Gainman zustellen? Ist Pratchett wirklich ein Fantasyautor? Oder ist er vielleicht etwas anderes? Kann es sein, dass er sich einen ganz eigenen Platz in der Literatur geschaffen hat?

Ich schätze mal, das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Hoffentlich ist es mir gelungen euch meine Gedanken verständlich zu machen, ich hab damit schon immer so meine Schwierigkeiten gehabt.

Euer Meinung zu diesem Thema würde mich wirklich interessieren.

Steven

[ Diese Nachricht wurde geändert von: Steven am 01.10.2005 um 17:28 ]

Verfasst: Samstag 1. Oktober 2005, 22:55
von Bodo
Hm....


Also, wenn ich das richtig verstanden habe, lässt sich deine Theorie zusammenfassen auf:
1. Fantasygeschichten verlieren Sinn und Logik, sobald das fantastische Element entfernt ist.
2. Terry Pratchetts Geschichten nicht.
3. Folglich sind die Scheibenweltromane keine Fantasygeschichten.'

Mir fällt jetzt mal zunächst auf jeden der 3 Punkte ein Contra ein:
Zu 1.: Stimmt das wirklich? Ich kenne nicht genug Fantasy-Geschichten um dazu viele Beispiele bringen zu können, aber wen es um den Herrn der Ringe geht: klar, wenn du den Ring einfach entfernst, dann zerfällt die Handlung - aber das ist mit einfach göttlich auch so, wenn du die Schildkröte mit der Scheibe drauf entfernst, dann ist nämlich nichts mehr übrig. Wenn du den RIng aber gegen etwas reales vertauschst, wie du es ja wohl auch bei einfach göttlich machen würdest (Scheibenwelt -> Erde), dann funktioniert der wesentliche Teil der Handlung meiner Meinung nach immernoch und das ganze würde vermutlich zu ner Agenten-Storry. Natürlich nicht die ganze Handlung, aber von einfach göttlich bliebe doch auch nurnoch ein schwacher Abklatsch übrig.

Zu 2.: Im wesentlichen siehe oben. In wie weit die Geschichten noch erhalten bleiben, wenn man die Fantasy entfernt, ist wohl Ansichtssache - von ihrem Charme übrigbehalten dürften sie aber kaum etwas.

Zu 3.: Bleibt jetzt die Frage: Angenommen deine Thesen 1. und 2. treffen zu, ist das etwas, wodurch man Fantasy definieren kann?
Ist das vermutete Fehlen einer allgemein funktionsfähigen Handlungskette ein Element, dessen fehlen Fantasy quasi negativ definiert?
Ich denke nein, zum einen da negative Definitionen immer problematisch sind, weil die Abwesenheit eines Elementes selten so entscheidend ist, wie die Anwesenheit eines anderen (hier das fantastische), zum anderen, weil die Frage ob eine Handlungskette funktionsfähig bleibt sehr stark vom Standpunkt abhängig ist. Ich kann wie gesagt nicht genug beispiele bringen, aber ein 'Gut gegen Böse' oder 'A sucht und findet B und befreit sie von C' funktioniert immer - ob der Bogenschütze nun ein Elf oder Robin Hood ist, und der Bösewicht, vor dem das magische Artefakt / Die Weltenformel / Der Abschusscode der ICBMs versteckt werden muss nun der dunkle Herrscher, der Verrückte Welteroberer oder der durchgeknallte Computer ist.

Verfasst: Sonntag 2. Oktober 2005, 04:42
von Steven
Hmmmmm...

Wie ich schon befürchtet hab, ist es mir nur teilweise gelungen, meine Behauptung zu untermauern. Bin wohl selbst schuld. Wenn ich mir jetzt meinen Beitrag so ansehe, muss ich gestehen, dass ich vom eigentlichen Thema ganz schön abgekommen bin.

Also gut, dann noch mal!

Wenn man Pratchett mit anderen klassischen Fantasyschriftstellern vergleicht, stellt man sehr schnell deutliche Unterschiede fest. Kaum ein anderer Autor besitzt einen vergleichbaren humorvollen Stil (Bestenfalls noch Douglas Adams). Für mich ist Pratchett aber eher ein Karikaturist. Doch anstatt durch übertriebene Linienführung auf gegebene Besonderheiten hinzuweisen, benutzt er, das Fantasygenre um Kritik zu üben und bestehen Werte durch den Kakao zu ziehen. Tatsächlich kenne ich keinen Schriftsteller, der seine Geschichten in einem fiktiven Universum ansiedelt und dann so oft auf reale Geschehnisse eingeht.

(Und ich sag es wieder: Dies trifft nicht auf alle seine Bücher zu!)

Natürlich ist es schwer zu sagen, wo beginnt Fantasy und wo endet es. Die Grenzen verwischen immer mehr und eine wirkliche Einteilung wird ständig schwieriger.

Nun noch zu Bodo:

Vielen Dank, dass du dir Gedanken über meinen Beitrag gemacht hast.

Im Prinzip hast du mich verstanden. Fantasy kann ohne Fantasy nicht existieren. Und da hilft es auch nicht, Fantasyelemente durch Elmente aus anderen Genres zu ersetzen. Wenn man konsequent alle Fantasyelemente aus einer Geschichte entfernt und die Handlung bleibt trotzdem intakt, ist es kein echtes Fantasy! Kann man die Elemente einer Geschichte nach Belieben austauschen, welchen Sinn hat es dann überhaupt noch ein realitätsfremdes Genre, wie Fantasy oder Science-Fiction als Handlungsrahmen zu wählen?

(Ich weiß, dass sich das unglaublich intolerant anhören muss, deshalb möchte ich nochmal betonen, dass das meine ganz persönliche Meinung ist und ich kein Problem damit hab, wenn ihr das für völligen Blödsinn haltet.)

Und Bodo... Sorry, aber jemand, der Herr der Ringe zu einem Agententriller umschreibt, muss schon ein verdammtes Genie sein.

Tolkien hat mit seinem Hauptwerk die gesamte Fantasy-Literatur überhaupt erst begründet. Mittelerde ist pure Fiktion, reine Lyrik und die Handlung unveränderlich mit der mystischen Reise der Gemeinschaft verbunden. Es ist unmöglich daran etwas zu ändern, ohne die gesamte Handlung zu zerstören. Unmöglich, sag ich!

Bei Einfach göttlich! (Ist nicht um bedingt das beste Beispiel gewesen. Volle Wahrheit und Ab die Post! trifft meine These schon eher.) geht es um den Konflikt des Menschen mit der Religion und um das Aufheben längst veralteter Dogmen. Und diese Geschichte könnte sehr wohl auch ohne Om/Schildkröte erzählt werden.

Im Übrigen halte ich eine negative Definition keineswegs für problematisch, sondern für notwendig. Um seinen Weg zwischen zwei Extremen zu finden, muss man sich doch mit eben diesen Extremen auseinander setzen. Oder etwa nicht?

Was die Funktionsfähigkeit der Handlungskette angeht, hast du völlig recht. Es ist immer eine Sache des Standpunktes, genauso wie die Frage: Was ist Fantasy? Auf die wohl jeder Leser eine ganz eigene Antwort finden muss.

Noch mal danke, Bodo.

Steven



[ Diese Nachricht wurde geändert von: Steven am 02.10.2005 um 16:27 ]

Verfasst: Sonntag 2. Oktober 2005, 13:26
von Tod
[quote]
Steven schrieb am 02.10.2005 um 05:42 :
Nun noch zu Bobo:
Und Bobo...
Noch mal danke, Bobo.
[/quote]

Er heißt Bodo.

[quote]
Steven schrieb am 02.10.2005 um 05:42 :
Wenn man konsequent alle Fantasyelemente aus einer Geschichte entfernt und die Handlung bleibt trotzdem intakt, ist es kein echtes Fantasy! Kann man die Elemente einer Geschichte nach Belieben austauschen, welchen Sinn hat es dann überhaupt noch ein realitätsfremdes Genre, wie Fantasy oder Science-Fiction als Handlungsrahmen zu wählen?
[/quote]

Der Definition nach bleibt dir aber in der Sci-Fi gar nichts mehr übrig.

[quote]
Steven schrieb am 02.10.2005 um 05:42 :
Sorry, aber jemand, der Herr der Ringe zu einem Agententriller umschreibt, muss schon ein verdammtes Genie sein.
[/quote]
Das denke ich nicht. Der Aufwand ist auch nicht höher, als wenn man das bei einem Pratchett Buch versuchen würde. Über die Qualität, die das ganze nachher haben wird, kann man natürlich streiten, aber darum gehts hier ja nicht.

[quote]
Steven schrieb am 02.10.2005 um 05:42 :
Mittelerde ist pure Fiktion, reine Lyrik und die Handlung unveränderlich mit der mystischen Reise der Gemeinschaft verbunden. Es ist unmöglich daran etwas zu ändern, ohne die gesamte Handlung zu zerstören. Unmöglich, sag ich!
[/quote]
Schön, dass du das sagst, aber dadurch wird es noch lange nicht wahr. An der Reise ist wirklich nichts mystisch. Das ist eher eine Art Standardhandlung und kann wirklich überall passieren. Es gibt tausende Nicht-Fantasy Bücher, bei denen eine Gemeinschaft zusammenfindet (und das viel origineller, als dass sie alle vom selben Verhandlungsraum aus losgehen) und dann zusammen eine Reise antritt, bei der die Leute Erfahrungen machen und blablabla...
Tolkien selber hat die Handlung doch nur draufgesetzt, um etwas von seiner Welt und seinen Sprachen zu erzählen.
Ersetze die verschiedenen Völker Mittelerdes durch ein paar Länder, die sich nicht leiden können, füge einen Killervirus o.ä. statt einem Ring ein und ersetze auf hunderten von Seiten in der Landschaftsbeschreibung die Ortsnamen durch welche in Island. Fertig.

Verfasst: Sonntag 2. Oktober 2005, 18:03
von Steven
<br />Danke für den Hinweis Tod und Entschuldigung Bob:???: Waaaa? :???:

[quote]
Das denke ich nicht. Der Aufwand ist auch nicht höher, als wenn man das bei einem Pratchett Buch versuchen würde. Über die Qualität, die das ganze nachher haben wird, kann man natürlich streiten, aber darum gehts hier ja nicht.

[/quote]

Und schon wieder muss ich mich entschuldigen, weil ich einen ganz bestimmten Punkt bisher unterschlagen hab. Selbstverständlich spielt die Qualität einer Geschichte eine entscheidende Rolle! Natürlich, wenn man darauf überhaupt keinen Wert legt, kann man problemlos jedes Element austauschen. Ich bin einfach mal davon ausgegangen, dass wir über lesbare Geschichten reden.

[quote]
Schön, dass du das sagst, aber dadurch wird es noch lange nicht wahr. An der Reise ist wirklich nichts mystisch. Das ist eher eine Art Standardhandlung und kann wirklich überall passieren. Es gibt tausende Nicht-Fantasy Bücher, bei denen eine Gemeinschaft zusammenfindet (und das viel origineller, als dass sie alle vom selben Verhandlungsraum aus losgehen) und dann zusammen eine Reise antritt, bei der die Leute Erfahrungen machen und blablabla
Tolkien selber hat die Handlung doch nur draufgesetzt, um etwas von seiner Welt und seinen Sprachen zu erzählen.
Ersetze die verschiedenen Völker Mittelerdes durch ein paar Länder, die sich nicht leiden können, füge einen Killervirus o.ä. statt einem Ring ein und ersetze auf hunderten von Seiten in der Landschaftsbeschreibung die Ortsnamen durch welche in Island. Fertig.

[/quote]

Selbstverständlich respektier ich deinen Standpunkt, auch wenn ich völlig anderer Meinung bin. Aber ich schätze mal, wir könnten wahrscheinlich noch eine Ewigkeit über Tolkien weiter streiten, ohne auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Darum lass ich es.





[ Diese Nachricht wurde geändert von: Steven am 02.10.2005 um 19:04 ]

Verfasst: Sonntag 2. Oktober 2005, 18:34
von Tod
[quote]
Steven schrieb am 02.10.2005 um 19:03 :
[quote]
Der Definition nach bleibt dir aber in der Sci-Fi gar nichts mehr übrig.
[/quote]
:???: Waaaa? :???:
[/quote]
Du kannst aus fast jeder Sci-Fi Story das "Sci-Fi" rausnehmen und es bleibt eine funktionierende Story. Demnach dürfte es gar keine Sci-Fi geben.
[quote]
Selbstverständlich spielt die Qualität einer Geschichte eine entscheidende Rolle!
[/quote]
Aber selbst dann, lässt sich der Herr der Ringe umschreiben und vermutlich sogar noch verbessern (zumindest für die Leute, die etwas mit Büchern anfangen können, die keine Fantasy sind...).
[quote]
Steven schrieb am 02.10.2005 um 19:03 :
Selbstverständlich respektier ich deinen Standpunkt, auch wenn ich völlig anderer Meinung bin. Aber ich schätze mal, wir könnten wahrscheinlich noch eine Ewigkeit über Tolkien weiter streiten, ohne auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Darum lass ich es.
[/quote]
Ich glaube nicht, dass streiten meine Meinung ändern könnte, dass die Bücher recht langweilig sind. Das könnte höchstens erneutes Lesen schaffen, aber dazu habe ich momentan absolut keine Zeit, irgendwann wollte ich es aber nochmal machen.

[ Diese Nachricht wurde geändert von: Tod am 02.10.2005 um 19:34 ]

Verfasst: Sonntag 2. Oktober 2005, 20:06
von Steven
[quote]
Du kannst aus fast jeder Sci-Fi Story das "Sci-Fi" rausnehmen und es bleibt eine funktionierende Story. Demnach dürfte es gar keine Sci-Fi geben.
[/quote]

Das ist doch genau das, was ich meine. Du kannst eben nicht das "Sci-Fi" aus einer Science-Fiction Geschichte nehmen und eine funktionieren Story behalten. Und wenn doch, ist es kein echtes Science-Fiction!
Science-Fiction wird doch erst durch die Science-Fictionelmente definiert. Sicher kannst du Cap. Kirk die Enterprise klaun und er würde es trotzdem schaffen ein Rothemd umzubringen.
(Oh Gott, hoffentlich liest das kein Trekie!)
Aber was ist mit Solaris, Picknick am Wegesrand und die Zeitmaschine?
DAS ist wahre Science-Fiction!

[quote]
Aber selbst dann, lässt sich der Herr der Ringe umschreiben und vermutlich sogar noch verbessern (zumindest für die Leute, die etwas mit Büchern anfangen können, die keine Fantasy sind:evil: Nein, lässt sich nicht! :evil:

[quote]
Ich glaube nicht, dass streiten meine Meinung ändern könnte, dass die Bücher recht langweilig sind. Das könnte höchstens erneutes Lesen schaffen, aber dazu habe ich momentan absolut keine Zeit, irgendwann wollte ich es aber nochmal machen.
[/quote]

Ich kann verstehen, dass du Herr der Ringe für langweilig hältst. Im Vergleich mit Pratchett ist es wirklich trockener Stoff. Ich hab die alte Übersetzung gelesen und die Neue, und muss zu geben, dass die Originalfassung selbst mich beinahe geschafft hätte.

Man muss sich wirklich etwas Zeit für Tolkien nehmen und vielleicht auch zu erst einmal den kleinen Hobbit lesen, um die Struktur der Bücher begreifen zu können. Aber letztlich ist und bleibt Tolkien der Urvater der Fantasy-Literatur und selbst Pratchett, wäre nicht der, der er heut ist, ohne seine Einflüsse. Es ist sicherlich auch etwas unfair, Tolkien mit Schriftstellern zu vergleichen, die auf seine Arbeit aufgebaut haben.

Tolkien war der Anfang.

Steven
[ Diese Nachricht wurde geändert von: Steven am 02.10.2005 um 21:12 ]

Verfasst: Sonntag 2. Oktober 2005, 20:19
von Tod
[quote]
Steven schrieb am 02.10.2005 um 21:06 :
Man muss sich wirklich etwas Zeit für Tolkien nehmen und vielleicht auch zu erst einmal den kleinen Hobbit lesen, um die Struktur der Bücher begreifen zu können. Aber letztlich ist und bleibt Tolkien der Urvater der Fantasy-Literatur und selbst Pratchett, wäre nicht der, der er heut ist, ohne seine Einflüsse. Es ist sicherlich auch etwas unfair, Tolkien mit Schriftstellern zu vergleichen, die auf seine Arbeit aufgebaut haben.
[/quote]
Respekt, wem Respekt gebührt, aber das macht ein Buch nicht automatisch weniger langweilig.
[quote]
Steven schrieb am 02.10.2005 um 21:06 :
Tolkien war der Anfang.
[/quote]
Mit der Aussage wäre ich sehr vorsichtig, er war lediglich der erste Populärmacher des letzten Jahrhunderts.

Verfasst: Sonntag 2. Oktober 2005, 22:18
von Max Sinister
Steven: Vielleicht interessiert Dich ja die Meinung von Terry persönlich, was Fantasy eigentlich ist.

Terry hat dazu gemeint: Fantasy bedeutet, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Die Scheibenwelt ist unsere Welt, aus einem anderen Blickwinkel gesehen, und dadurch wird uns beim Lesen auch das eine oder andere über unsere Welt klar, worauf wir vorher nicht gekommen wären. Auch wenn man sich eine Fantasy-Welt ausdenkt, bleiben viele Dinge gleich - es gibt Mächtige und weniger Mächtige, Verbrechen passieren, und jemand muss sie aufklären, Menschen oder andere intelligente Wesen werden geboren oder sterben. Magie und Fabelwesen geben dem Ganzen einen neuen Anstrich, aber die grundlegenden Dinge bleiben.

Und zum Thema Sci-Fi: Hierzu meint Terry, dass das, was SF genannt wird, oft nur Fantasy mit Raumschiffen und Laserwaffen ist. Echte SF dagegen muss diese Elemente gar nicht enthalten - es gibt eine Geschichte, in der es darum geht, wie ein alter Mann einigen Jungen von der gefährlichsten Waffe der Welt erzählt, die neu erfunden wurde und so die Welt verändert hat (was für mich Sci-Fi bedeutet: Neue Erfindungen, und wie sie die Welt verändern) und sie darauf hinweist, dass sie diese Waffe auf keinen Fall gegen Menschen einsetzen sollen. Erst zum Schluss wird enthüllt: Die Menschen in der Geschichte sind Steinzeitmenschen, und die Waffe ist der Bogen.

Verfasst: Sonntag 2. Oktober 2005, 22:26
von Ly Schwatzmaul
grad vor Kurzem gabs da auf Discovery glaub ich, eine Doku zu den Anfängen von Sci-FI Filmen, und da war der Unterschied zwischen Fantasy und Sci-Fi kurz und knapp erklärt:

Fantasy - Geschichten die wissenschaftlich nicht belegbar/beweisbar sind und daraus folgend nicht eintreffen können - Z.B: Ghostbusters, Labyrinth, etc etc...

SCI-FI - Geschichten, meist zukunftsorienrtiert, die aus der Sicht der Wissenschaft MÖGLICH sind /irgendwann möglich sein könnten... z:b: Die Fliege, Time Machine, Star Trek etc etc...

Verfasst: Montag 3. Oktober 2005, 09:52
von Fruusch
Ich glaube hier geht es eigentlich nur um die etwas eigenwillige Definition von "Fantasy", die er Steven vorgebracht hat. Wenn man Fantasy so definiert, ist PTerry natürlich kein Fantasy-Autor. Da Fantasy üblicherweise aber anders definiert wird, ist er es doch :smile:

Steven, deine Definition von Fantasy beschreibt für mich eher das Genre "einfallslose Fantasy". Wenn es Fantasy-Elemente braucht, um eine Geschichte überhaupt am Laufen zu halten, gibt das Buch meiner Meinung nach nicht viel her. Bestes Beispiel dafür ist für mich Terry Goodkinds "Schwert der Wahrheit" Unendlichologie, in der sich die Geschichte dauernd im Kreis dreht und von immer abstruseren an den Haaren herbeigezogenen Fantasy-Elementen, eines mächtiger als das andere, am Laufen gehalten wird, sofern man bei dieser Geschichte überhaupt von Laufen sprechen kann. Wenn man da die Fantasy-Elemente rausnimmt bleibt nur ein sehr banales und dürftiges Gerüst übrig, das einen verstärkten Gähnreflex auslöst. Wenn sowas wirklich Fantasy für dich ist, tut es mir sehr leid für dich, denn dann hast du bisher nur ihre schlechte Seite kennengelernt. Leider gibts davon viel mehr als von anspruchsvoller Fantasy... Pterry hat dazu auch mal ein schönes Essay geschrieben, das in "Once More*With Footnotes" veröffentlicht wurde.

Verfasst: Montag 3. Oktober 2005, 15:23
von Arc-en-ciel
Aus dieser Aussage könnte man jetzt herauslesen, das Fantasy nur dann gute Fantasy ist, wenn die Handlung auch ohne Fantasy-Elemente läuft. Dem möchte ich eigentlich, genauso wie der Definition von Steven, etwas entgegensetzten: Meiner Meinung nach ist Fantasy nicht nur dann gut oder nicht gut, wenn man Elemente austauschen kann oder nicht, sondern ich finde ein Fantasy-Roman ist ein Fantasy-Roman, wenn er in einer irrealen Welt mit irrealen Wesen spielt, und er ist gut, wenn die Geschicht Spannung hat, hintergründig ist und das Buch ein gewisses Niveau hat, will heißen, wenn mir das Buch gefällt, dann ist es gut.
Und übrigends: Herr der Ringe ist stinklangweilig.

Verfasst: Montag 3. Oktober 2005, 16:17
von Thetis
Zitat: "Terry Pratchett ist kein Fantasy Autor!"

Na und?

Verfasst: Montag 3. Oktober 2005, 17:23
von Caleb
Genau:razz:

Verfasst: Montag 3. Oktober 2005, 17:47
von Paddex
Ich kann mich den Beiden vor mir nur anschliessen.
Letztendlich bleibt es eine Frage der Definition, wer sich denn nun "Fantasy-Autor" nennen "darf" und wer eben nicht.
Da sich meiner Meinung nach noch niemand die Arbeit gemacht hat, das komplette Genre allgemeingültig und verbindlich zu definieren (korrigiert mich, falls ich irre) bleibt es jedem überlassen, seine Lieblingsautoren in persönliche Schubladen zu stecken. :smile:

Und im Endeffekt: Was macht es denn für einen Unterschied, ob ein bestimmtes Werk im Bereich "Fantasy", "Science-Fiction", oder "was-auch-immer" eingeordnet wird?

Wenn es gut ist, dann sollte man es lesen und sich nicht von selbst errichteten Tellerrändern aufhalten lassen. :razz:
[ Diese Nachricht wurde geändert von: Paddex am 03.10.2005 um 18:48 ]

Verfasst: Dienstag 4. Oktober 2005, 12:58
von NorkNork
Ich finde Genre-Einteilungen sowieso meistens etwas schwachsinnig - mein Lieblings-Genre ist Steampunk, und das kann Fantasy sein, es kann Science Fiction sein, es kann beides gleichzeitig oder auch keins von beidem sein.

Verfasst: Dienstag 4. Oktober 2005, 14:02
von Thetis
[quote]
NorkNork schrieb am 04.10.2005 um 13:58 :
Ich finde Genre-Einteilungen sowieso meistens etwas schwachsinnig - mein Lieblings-Genre ist Steampunk???

Verfasst: Dienstag 4. Oktober 2005, 14:10
von Feles Cum Libero
[quote]
Steven schrieb am 02.10.2005 um 21:06 :
Science-Fiction wird doch erst durch die Science-Fictionelmente definiert. Sicher kannst du Cap. Kirk die Enterprise klaun und er w?rde es trotzdem schaffen ein Rothemd umzubringen.
(Oh Gott, hoffentlich liest das kein Trekie!)
[/quote]
Gott hat dich nicht erhoert :smile:.<!-- BBCode Note Start-Three --><br /><br /><!-- BBCode Note End-Three --><!-- BBCode Note Start-One --><font color="#FF0000"><!-- BBCode Note End-One -->2<!-- BBCode Note Start-Two --><br /><!-- BBCode Note End-Two -->Erfinder von STAR TREK<!-- BBCode Note Start-Three --><br /><br /><!-- BBCode Note End-Three --><!-- BBCode Note Start-One --><font color="#FF0000"><!-- BBCode Note End-One -->3<!-- BBCode Note Start-Two --><br /><!-- BBCode Note End-Two -->Gene Roddenberry<!-- BBCode Note-Marker Start-One --><font color="#FF0000">*<!-- BBCode Note-Marker Start-Two -->2<!-- BBCode Note-Marker End-One --><!-- BBCode Note-Marker End-Two --> hat selbst die Serie uspruenglich als eine Art Siedlungs-Trek im Weltraum beschrieben - daher auch der Name.<!-- BBCode Note Start-Three --><br /><br /><!-- BBCode Note End-Three --><!-- BBCode Note Start-One --><font color="#FF0000"><!-- BBCode Note End-One -->4<!-- BBCode Note Start-Two --><br /><!-- BBCode Note End-Two -->Darsteller von Geordie in "STAR TREK - The Next Generation" und Buchautor<!-- BBCode Note Start-Three --><br /><br /><!-- BBCode Note End-Three --></BLOCKQUOTE></FONT></td></tr><tr><td><table width="100%" border="0"><tr><td height="2" bgcolor="#000000"></td></tr></table></td></tr></table><!-- BBCode Note End -->

[ Diese Nachricht wurde geändert von: Feles Cum Libero am 04.10.2005 um 15:11 ]

Verfasst: Dienstag 4. Oktober 2005, 15:48
von Arc-en-ciel
[quote] Ich kann mich den Beiden vor mir nur anschliessen.
Letztendlich bleibt es eine Frage der Definition, wer sich denn nun "Fantasy-Autor" nennen "darf" und wer eben nicht.
Da sich meiner Meinung nach noch niemand die Arbeit gemacht hat, das komplette Genre allgemeingültig und verbindlich zu definieren (korrigiert mich, falls ich irre) bleibt es jedem überlassen, seine Lieblingsautoren in persönliche Schubladen zu stecken.
[/quote] Genau das wollte ich zum Ausdruck bringen!

Verfasst: Dienstag 4. Oktober 2005, 19:07
von Steven
[quote]
Erstellt am 02.10.2005 um 23:18 von Max Sinister

Echte SF dagegen muss diese Elemente gar nicht enthalten - es gibt eine Geschichte:smile: )


[quote]
Erstellt am 03.10.2005 um 10:52 von Fruusch

Ich glaube hier geht es eigentlich nur um die etwas eigenwillige Definition:razz:

Aber in einem Punkt hast du recht, gute Fantasy braucht auch eine gute Handlung, gut Charaktere und einen guten Schreibstil! :razz: )

[quote]
Erstellt am 04.10.2005 um 15:10 von Feles Cum Libero

Gott hat dich nicht erhoert:razz:

[quote]
Erstellt am 04.10.2005 um 15:10 von Feles Cum Libero

BTW: Nicht Kirk bringt die Rothemden um, sondern die "boesen Buben" die immer auf
den Planten rumlaufen muessen.

[/quote]

Das ist so nicht ganz richtig. Der befehlshabende Offizier trägt immer die Verantwortung für die Leben seiner Untergebenen und dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob die Rothemden durch einen falschen Befehl sterben oder von einer riesigen Weltraumamöbe gefressen werden. Deshalb bekommen Offiziere ja auch mehr Kohle als normale Crewmen, weil sie deutlich mehr Verantwortung zu tragen haben.
Aber lass mal, selbst in der Realität, halten sich nur Wenige aus der Führungsebene daran. In den meisten Fällen versuchen sie so viel Verantwortung nach unten abzugeben, wie es nur geht.

Worauf ich eigentlich hinaus will, ist Folgendes: Der personalverschlingende Führungsstil von Cap. Kirk mit dem er den Weltraum unsicher macht, ist fast noch unglaubwürdiger, als die gesamte Warp-Technologie! :wink:

Nochmals danke an alle, die sich an dem Thema beteiligen.

Steven

Verfasst: Dienstag 4. Oktober 2005, 21:55
von Bodo
[quote]
Steven schrieb am 04.10.2005 um 20:07 :

[quote]
Erstellt am 03.10.2005 um 16:23 von Arc-en-ciel

Herr der Ringe ist stinklangweilig.
[/quote]

VerXXX...

Verfasst: Dienstag 4. Oktober 2005, 22:58
von Steven
<br />Sinkt auf die Knie und hebt seine Hände dem Himmel entgegen.

Danke, flüstert er leise.



[ Diese Nachricht wurde geändert von: Steven am 05.10.2005 um 00:19 ]

Verfasst: Dienstag 4. Oktober 2005, 23:57
von Feles Cum Libero
:wink: und meinen es auch so.
Ich werde dir keine Horde Klingonen mit Käsehobeln<!-- BBCode Note-Marker Start-One --><font color="#FF0000">*<!-- BBCode Note-Marker Start-Two -->1<!-- BBCode Note-Marker End-One --><!-- BBCode Note-Marker End-Two --> hinterherschicken. Nein, ich schicke dir eine Herde Tribbels, die deinen Kühlschrank leer fressen und sich unaufhaltsam vermehren :grin:.
Zurück zur Literatur: Es gibt viele ziemlich gute STAR TREK-Romane. Und einige davon halten auch deiner Definition von Science Fiction stand.

@Paddex: Ups, da habe ich glatt deinen Beitrag überlesen. Finde auch, dass du damit sehr recht hast.
<!-- BBCode Note Start --><TABLE BORDER=0 ALIGN=CENTER WIDTH=85%><tr><td><font size=-1>Fußnoten:<table width="100%" border="0"><tr><td height="2" bgcolor="#000000"></td></tr></table></td></tr><tr><td><FONT SIZE=-1><BLOCKQUOTE><!-- BBCode Note Start-One --><font color="#FF0000"><!-- BBCode Note End-One -->1<!-- BBCode Note Start-Two --><br /><!-- BBCode Note End-Two -->BTW: Ja, es gibt Folgen, in denen sie tatsächlich zum Einsatz kommen.<!-- BBCode Note Start-Three --><br /><br /><!-- BBCode Note End-Three --></BLOCKQUOTE></FONT></td></tr><tr><td><table width="100%" border="0"><tr><td height="2" bgcolor="#000000"></td></tr></table></td></tr></table><!-- BBCode Note End -->

[ Diese Nachricht wurde geändert von: Feles Cum Libero am 05.10.2005 um 00:58 ]

Verfasst: Mittwoch 5. Oktober 2005, 08:41
von Max Sinister
@Feles: Hast Du für mich als Nur-Gelegentlich-Trek-Schauer einen Link auf ein Foto von den Käsehobeln?

@Steven: Steampunk ist ein relativ kleines Genre - es geht um Welten, die fortgeschrittene Technologie (Computer, oft auch Roboter, Cybertech allerdings seltener) und die des 19. Jahrhunderts (alles mit Dampf betrieben, keine Elektrizität) kombinieren. Das Rollenspiel Castle Falkenstein und der Roman "Die Differenzmaschine" sind Beispiele für Steampunk.

Verfasst: Mittwoch 5. Oktober 2005, 10:39
von NorkNork
[quote]
Max Sinister schrieb am 05.10.2005 um 09:41 :
Das Rollenspiel Castle Falkenstein und der Roman "Die Differenzmaschine" sind Beispiele für Steampunk.
[/quote]

Gute Beispiel sind auch die Comic-Serie "Die Liga der Außergewöhnlichen Gentlemen", das Buch "Morlock Night" und die PC-Spiele "Technomage" und "Arcanum".